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Ansehen Terra X - Deutschland von oben Staffel 2 Episode 3 Online

  • 8.5/10
  • LÄNDER: Germany
  • Untertitel: Deutsch,English

Verglichen mit Frankreich, Italien oder Spanien hat Deutschland nur relativ kurze Küstenstrecken. Doch nichts prägt unser Land so, wie das Wasser. Dass Deutschland aus der Vogelperspektive so grün aussieht, voller Bäume und Wälder, Wiesen, Äcker und Parks, liegt vor allem daran, dass es bei uns viel regnet. Und entlang der zahlreichen Flüsse konnten Waren, Informationen, Kultur und nicht zuletzt Menschen schon früh reisen. Die deutschen Gewässer wurden bereits als Transportwege genutzt, als das Reisen noch beschwerlich und langsam war. Heute ahmen wir das Netzwerk des Wassers überall nach: bei unseren Warenströmen über die Straßen, bei der Verteilung von Strom, Gas, Kohle und Öl. Alles fließt – im Industrieland Deutschland. Manchmal muss sogar ein Hafen dem Fluss dorthin folgen, wohin er sein Bett verlegt. Wie der gigantische Binnenhafen von Duisburg-Ruhrort am Zusammenfluss von Rhein und Ruhr. Die Römer nutzten den wichtigsten deutschen Fluss, den Rhein, zum Vormarsch Richtung Norden. In Xanten am Niederrhein stampften sie ihre zeitweise größte Stadt nördlich der Alpen aus dem Boden. Der Bochumer Luftbildarchäologe Bao Song sucht derzeit vom Propeller-Flugzeug aus die sichtbaren Überreste der Römer-Lager am Nordrand des heutigen Ruhrpotts. Auch jenes Lager, in das sich Feldherr Varus und die geschundenen Legionäre nach der Schlacht gegen Hermann den Cherusker flüchteten. Der Rhein blieb zwei Jahrtausende die Kulturachse Deutschlands. Die Burgen am Mittelrhein, von Burg Katz und Burg Maus bis zum wuchtigen Rheinfels, sind heute Unesco-Weltkulturerbe. Wie eine Architektur- und Macht-Ausstellung thronen sie an den Spornen der steilen Rheinufer. Heute siedeln entlang des Rheins besonders viele große Industrien, darunter die chemischen Großfabriken von BASF, über Hoechst bis zu Bayer, eingerahmt von riesigen Kraftwerks-Komplexen, die das Rheinwasser zum Kühlen von Kernkraft-Reaktoren und konventionellen Turbinen entnehmen und es anschließend aufgewärmt wieder in den Strom zurückpumpen. Die Abwässer, selbst die aus den Klärwerken, sind heute meist sauberer, als das eigentliche Flusswasser. Aber die Erwärmung des Wassers unserer Flüsse erzeugt Probleme. An vielen Orten prüft die Polizei inzwischen mit Infrarot-Kameras und aus dem Hubschrauber heraus, mit welcher Temperatur Abwasser in Neckar oder Rhein gepumpt wird. Doch nicht nur der Rhein und seine viel genutzten Nebenflüsse Neckar, Main und Ruhr prägen das Land. Aus der Luft betrachtet scheint die Zeit an der Elbe beinahe stehengeblieben. Nirgendwo ist so viel Platz für Wasservögel wie in der Elbtalaue, wo sich im Spätsommer die Jungstörche startklar für den Winterurlaub im Süden machen. Ganz allein, ohne Eltern. Genau umgekehrt finden sich am Niederrhein und an der Emsmündung Hunderttausende von Wildgänsen aus der Arktis und Sibirien zum Überwintern ein – weil unser Dezember und Januar geradezu angenehm mild für sie sind. Auf Helgoland, Deutschlands einziger Hochsee-Insel, finden es die stattlichen Kegelrobben vergleichsweise so angenehm, dass sie inzwischen rund um Weihnachten an den Stränden der Düne ihre Jungen zur Welt bringen. Und etwas weiter südlich, am Strand der ostfriesischen Insel Juist, setzen die Helfer von der Robben-Aufzuchtstation in Norddeich jeden Herbst die mühsam aufgepäppelten Heuler aus. Aus der Luft sieht man am besten, wie schwer manchen der Abschied fällt. Auf beiden Seiten.